Habitat/Ökologie (Meinunger & Schröder 2007) Unter dieser Bezeichnung werden Pflanzen mit folgender Merkmalskombination zusammengefasst: Blätter feucht sehr hohl, rundlich, an der Spitze plötzlich zusammengezogen und in ein kurzes Glashaar übergehend. Trocken liegen die Blätter dem Stängel nur locker an und sind nicht verdreht. Der Blattsaum ist nur schwach 1–3reihig ausgebildet, bei Kümmerformen streckenweise auch ganz reduziert. Die Pflanzen sind immer, auch an lichtreichen Stellen, grün bis dunkelgrün und an älteren Teilen rot. Gelbe Farbtöne, wie sie für das ähnliche und teilweise an ähnlichen Stellen wachsende Bryum kunzei charakteristisch sind, fehlen vollständig. Bei Kümmerformen kann der Blattsaum teilweise oder ganz fehlen, hierher dürften die bei Frahm (2003a) als B. ferchelii und B. stirtonii bezeichneten Pflanzen gehören. Auch bei dieser Art kommen gelegentlich, wie bei Demaret (1993) vermerkt, braune Rhizoidgemmen vor: 5436/3 Koberfels, besonnter Tonschieferfels, 03.05.2002, leg. Preussing & Thiel, det. Abts (!). Bryum stirtonii wird bei Smith (1980) und Koperski et al. (2000) als eigenständige Art geführt, bei Mönkemeyer (1927), Nyholm (1993) und Zolotov (2000) mit B. elegans zusammengezogen. Gut entwickeltes Material, auf das die Beschreibung in Smith (1980) passt, haben wir aus dem Gebiet nicht gesehen, nur von einem alpinen Wuchsort in der Schweiz: Eggberge bei Flüelen, 20.09.1992, leg. WS, det. H. Köckinger. Düll (1994) gibt die Art an: 8335/1 Im Schneeloch am Latschenkopf bei Lenggries, 1600 m, einen Beleg sahen wir nicht. Auf solche Pflanzen ist weiter zu achten. Die Pflanzen sind etwas kleiner als Bryum capillare. Auf frischen bis feuchten, kalkreichen Felsen, oft auf Feinhumus in Spalten und Vertiefungen. Meist an schattigen bis halbschattigen Stellen, vor allem in montanen und alpinen Schlucht- und Laubwäldern, hier öfter mit Kapseln. An sonnigen, trockenen Stellen bleiben die Pflanzen klein, wachsen kompakter und sind immer steril. Begleiter sind: Ctenidium molluscum, Tortella tortuosa, Encalypta streptocarpa, Ditrichum flexicaule, Pseudoleskeella catenulata, im Nahehügelland auch Reboulia hemisphaerica, Didymodon insulanus, Plagiomnium affine. Der Gesellschaftsanschluss ist etwas uneinheitlich, soziologische Angaben finden sich bei: Ahrens (1992); Marstaller (2002e); Caspari (2004) und C. Schmidt (2004).
Verbreitung (Meinunger & Schröder 2007) Nur im mittel- und süddeutschen Berg- und Hügelland. Hauptverbreitung auf harten Kalk- und Dolomitfelsen sowie auf Intermediärgesteinen wie Diabas und Vulkanit in naturnahen Buchenwaldgesellschaften. Häufig in den Alpen und in felsreichen Gebieten im Jura, sonst nur zerstreut. Vorkommen an Sekundärstandorten sind selten: NB, ST: Vereinzelt im Weserbergland und im Harz, selten bei Halle: Mönkemeyer (1903); Wehrhahn (1921); Nowak (1965); Eckstein & Homm (1995); Nörr (1970); Marstaller (1987a; 1984b); F. Müller (1993); M. Koperski (in litt.); M. Preussing (!); sowie eigene Beobachtungen. NW: F. Koppe (1977); Düll (1980; 1987); C. Schmidt (2004). HE: Grimme (1936). Angaben (in litt.): R. Düll, G. Schwab, P. Erzberger, M. Preussing; 5020/2 S Jesberg, hohe Straßenböschung, 07.06.1999, WS; 5117/1 Felsen NW von Dautphe, 04.06.1997, WS. TH: Zerstreut in den niederschlagsreicheren Muschelkalkgebieten sowie in den Mittelgebirgen an reichen Laubwaldstandorten: Meinunger (1992); Marstaller (1991c; 1992c; 2002e) und M. Preussing (!). SN: Selten, F. Müller & Reimann (2001); 5345/23 Serpentinhalde bei Ansprung, 28.08.2002, S. Biedermann (!); U. Schwarz (!); F. Müller (2004). RP: Werner (1993); Werner & Holz (1993); Düll (1995, aber nur zum Teil, rev. Caspari, 2000); Caspari et al. (2000); Caspari (2004); Lauer (2005). BW: Im Jura verbreitet, in den übrigen Kalkgebieten vereinzelt. Zusammenfassende Darstellung: Nebel & Philippi (2001). Weitere Funde M. Reimann; M. Preussing. BY: Nordbayern: Im Jura teilweise verbreitet, auf Muschelkalk sowie auf Diabas und Kalkschiefer im Frankenwald zerstreut: Familler (1911); E. Hertel (!); B. Kaiser (!); O. Dürhammer (!); F. Koppe (1975); W. v. Brackel (!); M. Reimann (!); M. Koperski (!); K. Offner (!); A. Huber (1998) sowie eigene Funde, u. a. 6744/4 Gipfel des Großen Osser, nahe der Hütte, mit Desmatodon latifolius, 19.06.1996 (!!). Südbayern: In den Alpen häufig, ganz vereinzelt im Vorland.
Bestand und Gefährdung (Meinunger & Schröder 2007) In den Alpen und im Jura oft in größeren Beständen und nicht gefährdet. In den übrigen Gebieten meist an felsreichen Sonderstandorten, vielfach in Naturschutzgebieten. Hier ist die Art teilweise schutzbedürftig: RL 3.