Habitat/Ökologie (Meinunger & Schröder 2007) Niedrige, olivgrüne bis rotbraune Polsterrasen an offenen, voll besonnten Stellen. Die Art ist streng an basische Sandsteine gebunden und bildet hier eine eigene Gesellschaft, das Grimmietum plagiopodiae, Marstaller (1980a; 1992b) mit den Begleitarten Grimmia pulvinata, Tortula muralis, an mineralärmeren Stellen mit Bryum argenteum und Ceratodon purpureus.
Verbreitung (Meinunger & Schröder 2007) Nur an wenigen Stellen auf Sandstein in warmtrockenen Gebieten Mitteldeutschlands: ST: 4132 Steinholz und benachbarte Hügel bis zu den Löhoffbergen, Loeske (1903; 1913); 4735 Unstruttal zwischen Wetzendorf und Tröbsdorf, Marstaller (1992b); um Naumburg: 4837 Schloss Goseck, 1936, leg. Bergner in M (!); Fuchsberg bei Leisling und Schönburg, Loeske (1913); Kroppental, leg. Kaulfuss in UBT, comm. E. Hertel (!). TH: Saaletal um Jena sowie auf Keupersandsein an den Drei Gleichen (vergl. Abb. 81), Röll (1915); Meinunger (1992); Marstaller (1980a). BY: 5632/3 und 5732/1: Waldsachsen-Rosenau, 1899, leg. Brückner in M (!); Sandsteine bei Mönchröden und Wohlsbach; Markstein bei Öslau, Brückner in Kükenthal (1954). – Zu streichen: Langenau, Moenkemeyer in Familler (1911), ist Coscinodon cribrosus, REG (!).
Bestand und Gefährdung (Meinunger & Schröder 2007) Grimmia plagiopodia ist pflanzengeographisch eine der bemerkenswertesten Erscheinungen unserer gesamten Flora. Sie besitzt weltweit nirgends ein geschlossenes Areal, sondern tritt überall nur inselartig vereinzelt auf. Greven (1995) schreibt: “This particular species occurs in many countries, spread over the northern and southern hemisphere, but it is rare in its entire distribution area and the majority of the bryologists have never seen it”. Loeske (1913) schreibt: „In Europa ist diese seltene Pflanze in den mitteldeutschen Gebirgen verhältnismäßig noch am häufigsten“. Röll (1915, Allgemeiner Teil: 77) beschreibt die Fundstellen um Jena, wo die Art für die Wissenschaft entdeckt wurde, recht genau: „ ... an sonnigen Stellen, wie bei Maua und gegen den Helenenstein, wo kiefernbestandene, steile Hänge in das Saaltal hinabfallen, Grimmia leucophaea in weitverbreiteten, fruchtenden Polstern und Grimmia plagiopodia in kleineren, aber zahlreichen gleichfalls fertilen Räschen als seltene Gäste hausen. Verfolgt man das Saaltal abwärts, so gelangt man an jene einzelstehenden Sandsteinfelsen, die fast alle die seltene Grimmia plagiopodia in schönen Exemplaren beherbergen. Sie scheint gerade diese einzelstehenden Felsen ... zur Lieblingswohnung auserkoren zu haben. Doch ist sie von dem Standort, an dem sie 1798 von Flörcke bei der Rasenmühle entdeckt wurde, verschwunden“. Seither ist sie an fast allen Fundstellen, „bis auf spärliche Reste“ zurückgegangen, Marstaller (1992b). Die Vorkommen um Jena sind mit der Vergrößerung der Stadt nahezu restlos vernichtet worden. Bei Maua, wo die Art sichere Existenzmöglichkeiten in lichten Beständen der Waldkiefer hatte, haben sich Robinie und Clematis vitalba in dichten Gestrüppen ausgebreitet. In Mittelthüringen, an der Unstrut und bei Quedlinburg befanden sich große Bestände auf lose umherliegenden Steinen in extensiven Schafhutungen. Mit der Einstellung dieser Bewirtschaftungsform setzte Verbuschung ein, teilweise wurden Flächen mit Schwarzkiefern aufgeforstet, was insgesamt ebenfalls zu starkem Rückgang bis völliger Vernichtung führte. Erst in jüngster Zeit wurden einige punktuelle Pflegemaßnahmen durchgeführt, die zu einer deutlichen Vergrößerung der Bestände führten, auch bei Jena-Burgau hat sich neuestens die Art an einer Stelle wieder gezeigt, Marstaller (in litt.). Das deutet darauf hin, dass sie auch heute noch regenerierungsfähig ist. Wenn jedoch künftig nicht wesentlich mehr geschieht, ist damit die dauerhafte Existenz im Gebiet nicht gesichert. Die Art muss vorerst weiterhin als vom Aussterben bedroht eingestuft werden: RL 1.