Habitat/Ökologie (Meinunger & Schröder 2007) Die Art ist einer kleinen Tortula muralis sehr ähnlich. Die winzigen, dunkel- bis graugrünen Pflanzen wachsen einzeln oder in lockeren bis mäßig dichten Rasen, oft sind sie im Substrat versteckt, und nur die grauen Haarspitzen sind oberflächlich sichtbar. Die Art unterscheidet sich von T. muralis durch Kleinheit, anderen Blattquerschnitt, diözische Geschlechtsverteilung und weitere Merkmale. Typusmaterial wurde von Erzberger (1998a) untersucht, weitere Bestimmungshinweise bei Reimers (1941a); Ahrens et al. (1996); Nebel & Philippi (2000). Die Art wächst an offenen, warmen, meist sonnigen Stellen, besonders auf Gips und Löß, in Fugen alter Mauern, an Lehmwänden alter Gebäude und in erderfüllten Spalten von Silikatfelsen. Das Substrat ist neutrale bis schwach kalkhaltige, lockere bis etwas verfestigte Erde. Die Wuchsstellen sind oft senkrechte Löß- und Lehmwände sowie Fels- und Mauerspalten, die nicht oder kaum vom Regen getroffen werden und rasch wieder austrocknen. Charakteristische Begleitmoose sind Didymodon cordatus und verschiedene Arten der Gattungen Aloina, Pterygoneurum, Crossidium und Pottia. Angaben zur Ökologie und Soziologie finden sich in: Ahrens et al. (1996); Erzberger (1998a); Nebel & Philippi (2000); Ahrens (2002) und Oesau (1998).
Verbreitung (Meinunger & Schröder 2007) Das Moos wurde erstmals im Gebiet von E. Schmidtke am 11.04.1938 in Thüringen im Kyffhäuser an der oberen Grenze des Stipetums an der Barbarossahöhle mit Tortula ruralis, Pterygoneurum ovatum und P. subsessile, Didymodon rigidulus und Pottia lanceolata gesammelt und von Reimers (1941a) richtig erkannt. Die Art galt danach über Jahrzehnte als verschollen, bis wir sie gemeinsam mit R. Lübenau und E. Maier am 20.04.1994 auf einer gezielten Suchaktion an dieser Stelle wieder nachweisen konnten. Nachdem dies bekannt wurde, wurde sie in rascher Folge an inzwischen recht zahlreichen Stellen im Gebiet gefunden. Die Verbreitung beschränkt sich auf das warme Hügelland und erstreckt sich von den Weinbaugebieten im Südwesten über das mitteldeutsche Trockengebiet bis zu den Trockenhängen an der Oder. BB: 3150/1 Odertalabbruchkante O von Oderberg; 3553/3 Lebus, Odertalabbruchkante O Hakengrund und am Petschenberg, Rätzel et al. (1997; 2000). ST: 4034/1 alter Gipsbruch NW Westeregeln, 07.10.1994, WS in Ahrens et al. (1996); 4536/1 senkrechte Lößwände an einem Hohlweg am Galgenberg NO von Seeburg, 16.06.1999, T. Homm (!); 4735/3 senkrechte Lehmwand einer alten Ziegeleigrube W Bad Bibra, 01.03.1999, LM; 4635/3 Gipshang 0,5 km O Vitzenburg, 2/2004, Marstaller; 4436/2 Lößwand am östlichen Stadtrand von Wettin, 1/2005, R. Marstaller (in litt.). HE: 4422/3 Hohlweg beim Birkenhof O von Lamerden, mit Didymodon cordatus; 5916/3 Kalkbruch W von Flörsheim, senkrechte Lehmwand im Nordteil, Meinunger & Schröder (2000a). TH: 4632/1 Gipshang an der Barbarossahöhle, Reimers (1941a); Ahrens et al. (1996); 4532/3 Badraer Lede, 2/2004, Marstaller (in litt.);4732/1 Senkrechte Wand einer Lehmmauer in Bilzingsleben, 12.03.1999, LM; 4833/3 Übererdete Gipsfelsen an der Straße N Vogelsberg, 09.03.1999, LM; 5238/2 angesprengter Schieferfelsen im Elstertal NNO Clodra, mit Weissia fallax und der Flechte Leprocaulon microscopicum, 15.03.2002, LM. RP, SL: Hauptverbreitung an Lößwänden in der Weinbauzone am Ostfuß des Pfälzer Waldes, vereinzelt am Rhein und einigen Seitentälern: Ahrens et al. (1996); Oesau (1998); Frahm (2001); Caspari et al. (2000); Caspari (2004); Lauer (2005). BW: Die Art hat zwei Verbreitungszentren, im Norden im Kraichgau und im Süden im Kaiserstuhl und seiner weiteren Umgebung: Ahrens et al. (1996); Nebel & Philippi (2000); Ahrens (2002); unveröffentlichte Funde M. Lüth; M. Reimann. BY: 6225/2 Mauer der Festung Marienberg in Würzburg, M. Reimann (!).
Bestand und Gefährdung (Meinunger & Schröder 2007) Die meisten Vorkommen sind klein, nur in Lößgebieten kommt es gelegentlich zur Ausbildung größerer Bestände. Die Art ist durch Verbuschung, Verfüllung von Hohlwegen und alten Tongruben und Abriss alter Gebäude mit Lehmwänden gefährdet, andererseits vermag sie geeignete Sekundärstellen neu zu besiedeln. In Süd- und Mitteldeutschland erscheint eine Einstufung RL 3 angemessen. Die wenigen Vorkommen in BB an der Arealgrenze im Odertal verdienen besonderen Schutz: RL 1, Klawitter et al. (2002).