Habitat/Ökologie (Meinunger & Schröder 2007) Große, wenig verzweigte, gelbgrüne Art. In der Tracht Brachythecium glareosum ähnlich, aber mit weniger lang ausgezogener Blattspitze und ganzrandigen, streckenweise am Rande umgeschlagenen Stammblättern. Das sicherste Unterscheidungsmerkmal ist jedoch die Geschlechtsverteilung: B. glareosum ist diözisch, B. turgidum autözisch. An allen nachfolgend genannten Fundpunkten konnten wir Autözie nachweisen! Brachythecium salebrosum ist grün bis schmutziggrün, hat immer deutlich bis stärker gezähnte Blätter und steigt nicht in subalpine Höhen auf, eine Verwechslungsgefahr mit dieser Art besteht nicht. Brachythecium rivulare kommt ebenfalls in alpinen Lagen vor und kann B. turgidum recht ähnlich werden, ist aber immer durch die deutlich aufgeblasenen, scharf abgesetzten Blattflügelzellen, rundlicheiförmige, kaum längsfaltige Stängelblätter mit kurzer Spitze und Diözie problemlos zu unterscheiden. Sehr ähnlich sind dagegen B. turgidum und B. mildeanum, beide sind autözisch und haben ganzrandige Blätter. Beide unterscheiden sich am sichersten durch die Stängelblätter, diese sind bei B. turgidum lang ausgezogen und tief längsfaltig, bei B. mildeanum kürzer und flach oder nur undeutlich längsfaltig, man vergleiche die guten Abbildungen bei Roth (1905, Tafel 42 Nr. 12 und Tafel 43 Nr. 6). Leider gibt es zwischen beiden eine Mittelform, die bei Nyholm (1979) als Brachythecium mildeanum var. udum beschrieben wird und deren taxonomische Stellung vorerst unklar bleibt. Folgende Vergleichsproben von Brachythecium turgidum aus Österreich und einigen Nordländern lagen uns vor und stimmen mit unserem Material gut überein: Österreich, Steiermark, Seetaler Alpen E Wenzel Alpe, 1880 m, basenreiches, subalpines Niedermoor, mit vielen Sporogonen, 20.09.1999, H. Köckinger. Schweden, Jämtland, Undersåker, 20.08.1984, M. Ahrens. Finnland, Kuusamo, 14.09.1976, E. Wallace. Nord-Grönland, Amdrup Højland, SE Mosquito Camp near lake shore, 100 m, 15.07.1995, leg. A. Daniels, det. C. Schmidt. Nach H. Köckinger (in litt.) in Österreich in subalpinen und alpinen Flachmooren, sumpfigen Quellfluren, auf nassen Schneeböden und in subnivalen Lagen in moosbedeckten Felsfluren. Die nassesten Stellen und bewegtes Wasser werden gemieden, ebenso zu trockene Standorte. Philippi (1975) nennt die Art als Begleiter in Oncophorus virens-Säumen, was gut zu dieser Beschreibung passt, leider fehlt für die Angabe ein Beleg.
Verbreitung (Meinunger & Schröder 2007) Die subarktischalpine Art wurde früher übersehen oder nicht beachtet und erstmals von Düll (1994a) nachgewiesen: BY: Alpen: 8528/3 Nebelhorn, erdiger Kalkfels, 30.06.2003, M. Preussing, det. LM (!); 8528/3 um die kalte Quelle auf der Feldalpe am Daumen, Dolomit und Lias, 1798 m, 19.07.1887, Begleitmoos in einer Probe Pohlia wahlenbergii, leg. A. Holler, M. 0069009, det. LM; 8628/2 oberhalb des Prinz-Luitpold-Hauses, 1900 m, Philippi (1975: 282), ein Beleg liegt nicht vor, wir übernehmen die Angabe nur mit Vorbehalt; 8532/3 Osterfelder Kopf, 1960 m, Erstnachweis im Gebiet durch R. Düll (1994a; !). Aus diesem Gebiet liegen zwei weitere (autözische!) Belege vom Aschenkopfsattel und Aschenkopfkamm, 05.10.1989, R. Lotto (!) vor; 8532/4 am Schachen, 2003, leg. Carola Weiss, det. LM (!); 8533/3 Gamsanger N Obere Wettersteinspitze, Raiblersandstein, 1960 m, 28.09.1968, R. Lotto (!); Hoher Kranzberg, Südseite, Moorbereich, 1325 m, 08.07.1993, R. Lotto (!).
Bestand und Gefährdung (Meinunger & Schröder 2007) Über Bestandsgrößen liegen keine Angaben vor. Die Art wurde bisher kaum beachtet, mit weiteren Nachweisen ist zu rechnen. Die bekannten Fundstellen erscheinen gegenwärtig nicht bedroht, wegen mangelhafter Datenlage sind jedoch gesicherte Aussagen zur Gefährdungssituation derzeit nicht möglich.