Habitat/Ökologie (Meinunger & Schröder 2007) In grünen bis gelbgrünen, trocken etwas glänzenden, weichen Rasen. Die Pflanzen sind Brachythecium salebrosum oder kräftigen Formen von B. albicans sehr ähnlich und davon durch die raue Seta verschieden. Von B. rutabulum sind B. campestre und B. ryanii auch steril durch die sehr unterschiedlichen Blattflügelzellen gut zu unterscheiden (vergl. Schlüssel). Bis heute sind nur Proben mit Kapseln wirklich sicher bestimmbar. Gute Beschreibungen geben Warnstorf (1906) und Hedenäs (1995). Zur Ökologie schreibt Warnstorf (1906): „Meist auf Sandboden in moosigen Kiefernwäldern und in Birkengehölzen sowie auf Grasplätzen, schattigen Äckern und Strohdächern, selten am Grunde von Laubbäumen“. Hedenäs (1995) beschreibt die Fundstellen in Südschweden: “in more or less calcareous habitats, in grasslands, open forests and in more or less strongly disturbed manmade habitats”. Diese beiden Darstellungen stimmen recht genau mit den Wuchsbedingungen an anderen, gesicherten Fundstellen überein. Besiedelt werden fast ausschließlich etwas kalkhaltige und zweitweise feuchte, offene Sand- Kies- und Lehmböden. Brachythecium ryanii Kaur. Eine kaum bekannte Art in lockeren, ausgedehnten, weichen, blassgrünen Rasen. Schon Limpricht (1904) und Mönkemeyer (1927) weisen auf die sehr nahe Verwandtschaft mit Brachythecium campestre hin, Hedenäs (1995) vereinigt beide Arten. Brachythecium ryanii wurde in der Originaldiagnose als diözisch bezeichnet, was nach Hedenäs (1995) unzutreffend ist, danach ist auch B. ryanii als autözisch zu bezeichnen, was bereits Limpricht (1904) bemerkt hat: „Zweihäusig und pseudomonoecisch“. Auch unser Material ist klar autözisch. Die Geschlechtsverteilung kann, im Gegensatz zu der Angabe bei Mönkemeyer (1927), nicht zur Unterscheidung beider Arten benutzt werden. Das wichtigste Unterscheidungsmerkmal ist die Seta, die bei B. campestre nur schwach rau und gegen die Basis fast glatt ist, bei B. ryanii dagegen auf der gesamten Länge stark rau (ähnlich B. rutabulum). Es ist bekannt, dass die Rauheit der Seta in dieser Gattung kein sehr gutes Unterscheidungsmerkmal ist, und Hedenäs (1995) gibt an, zwischen beiden Extremen Übergangsformen gesehen zu haben. Das von uns untersuchte Material von B. campestre (siehe oben) hatte immer eine sehr schwach raue Seta ohne nennenswerte Variabilität. Dies kann jedoch auf einem Auswahleffekt beruhen, indem frühere Bryologen nur Proben mit schwach rauer Seta zu B. campestre stellten, solche mit stark rauer Seta (B. ryanii-Formen) hingegen zu B. rutabulum. Die hier als B. ryanii mitgeteilten Proben zeigen sämtlich sehr stark raue Seten. Die sonst in der Literatur genannten Unterschiede in der Form der Stammblätter oder die Einseitswendigkeit der Blätter dürften beim derzeitigen Kenntnisstand eine sichere Trennung der beiden nicht erlauben. Der taxonomische Status von B. ryanii scheint uns noch nicht endgültig geklärt, dazu sind neben weiteren Herbarrevisionen vor allem viel mehr Beobachtungen im Gelände notwendig.
Verbreitung (Meinunger & Schröder 2007) Die meisten Literaturangaben sind sehr unsicher und bleiben unberücksichtigt. Die Karte wurde vor allem nach geprüften Herbarbelegen (immer mit Kapseln!) gezeichnet, dazu haben wir das Material aus JE, M und REG durchgesehen. Außerdem haben wir wenige Literaturangaben zuverlässiger Bryologen übernommen, bei denen ausdrücklich auf das Vorhandensein von Sporogonen hingewiesen wird. Die Karte ist dementsprechend unvollständig, bietet aber eine sichere Grundlage für künftige Beobachtungen. Fast ausschließlich im Flach- und Hügelland, nur im Allgäu geht die Art in höhere Lagen bis etwa 1000 m. Die meisten Vorkommen liegen in Brandenburg und Bayern, damit scheint sich eine eher östliche Verbreitungstendenz anzudeuten: MV: 2051/3 Swinemünde, Winkelmann in Warnstorf (1906), JE (!). BB: 3042/4 und 3043/3 mehrfach um Neu- und Altruppin, Warnstorf (1906), mehrere Belege in JE und M (!); 3048/1 Joachimsthal, Warnstorf (1906); 3445/1 Hasenheide bei Berlin, 1860, M (!); 3544/4 Glienicke bei Potsdam, 1861, M (!); 3450/4 Buckow, Bahntrasse, 11/1994, J. Klawitter (!); 3548/3 Grenzberge W Woltersdorf, 29.10.1994, J. Klawitter (!!). ST: 4838/4 N Döbris, sehr alte Braunkohlenkippe, am Rande eines Kiefernwaldes oberhalb der ehemaligen Grube, 22.03.2002, WS. NW: 4316/1 Lippstadt, Sandboden hinterm Kirchhof, 1863, H. Müller, M (!). TH: 5225/22 in einem verlassenen Sandsteinbruch am Lindenrain bei Pferdsdorf an der Ulster mit reifen Früchten, Geheeb (1898). Ein Beleg mit der Aufschrift „Rhön“ in M (!) bezieht sich vielleicht auf diese Stelle. RP: 6710/3? und/oder 1, Zweibrücken. Die Typuslokalität! Mehrere Belege in M (!), u. a. „Juvental (Judental?)“, 1841, leg. Bruch & Gümbel. BW: 7724/1 Ehingen, Eichhau, Eggler in Nebel & Philippi (2001); 8222/3 Gehrenberg bei Markdorf, Linder (JE !), vergl. auch Nebel & Philippi (2001). BY: 6434/4 Kutscherberg bei Hersbruck, 22.09.1946, K. Starcs (M !); 7038/1 unter Gebüsch am Steinbruch von Groß-berg, I. Familler (M !); 7735/1 Schleißheim, Rand eines Moorwaldes, unter Fichten, 1935, H. Paul (M !); 7935/3 unter Gebüsch im Isartal bei Grünwald, März 1911, T. Herzog (JE !); 7942/3 auf lichtem Buchenwaldboden bei Wiesmühl, 460 m, Mai 1919, T. Herzog (JE !); 8032/4 Diessen am Ammersee, bei Seehof auf einem Baumstumpf, November 1908, T. Linder, (JE !), (M !); 8033/2 Kiesgrube N Maising, 1944, H. Paul (M !); 8133/4 Bahnböschung oberhalb Seeshaupt, 09.04.1947, H. Paul & J. Poelt (M !); 8140/3 Bernau, im Garten der Moorkulturstation, unter Betula, Okt. 1912, H. Paul (JE !), (M !); 8527/3+4 trockener Torfboden bei Kornau und Reutti, 1864, L. Molendo (M !). Erst in jüngster Zeit gefunden: TH: 5433/414 stillgelegte Bahnlinie 1,5 km W von Gräfenthal, im Gleisschotter, mit vielen Sporogonen, 450 m, 08.10.2005 (!!); 5433/413 Hohlweg W Gebersdorf, 460 m, 22.10.2005 (!!). Die Angaben wurden bei Brachythecium campestre eingezeichnet.
Bestand und Gefährdung (Meinunger & Schröder 2007) Über Bestandsgrößen sind verlässliche Aussagen nicht möglich, da die Art auch heute noch nur mit Kapseln sicher erkannt werden kann. Nach den Herbarbelegen zu urteilen, müssen früher bei Neuruppin, Zweibrücken und am Chiemsee ausgedehntere Vorkommen existiert haben. An den insgesamt drei Stellen, die uns aus neuerer Zeit bekannt wurden, sind die Bestände klein. Die Art ist im Gebiet sicher selten, besiedelt aber anthropogen geschaffene oder beeinflusste Stellen und dürfte aus dieser Sicht nicht vom Aussterben bedroht sein. Die noch existenten Vorkommen sollten aber möglichst geschont und erhalten werden.Wegen mangelhafter Datenlage sind Aussagen zur Gefährdung derzeit nicht möglich. An den angegebenen Stellen wächst die Art reichlich, ist aber durch Sukzession bedroht.