Habitat/Ökologie (Meinunger & Schröder 2007) Innerhalb des Encalyptavulgaris-Komplexes gibt es Formen mit stachelspitzig austretender Rippe. Diese Formen stehen zur Normalform im selben Verhältnis wie beispielsweise Zygodon stirtonii zu Zygodon viridissimus. In der älteren Literatur, etwa bei Limpricht (1895) und Roth (1904), wird darauf kurz hingewiesen. In der neueren Literatur finden sich bei Nyholm (1998) und Koperski et al. (2000) keinerlei Hinweise auf ihre Existenz, bei Nebel & Philippi (2000) höchstens versteckte Andeutungen in Formulierengen wie „Blätter gewöhnlich stumpf“ oder „Rippe gewöhnlich in der Spitze endend“. Bei der Durchsicht umfangreichen Materials sind uns Proben aufgefallen, die hier einzuordnen sind. Solche Formen sind im Gebiet offenbar sehr selten, ihr taxonomischer Status bleibt vorerst unklar: HE: 4826/1 NSG Blaue Kuppe S Eschwege, Basalt, in Felsspalten, 300 m, 16.09.2001, WS. Die Rippe tritt als sehr kräftige, glatte, gelbbraune Stachelspitze aus, ähnlich der Zeichnung von Encalypta ciliata bei Roth (1904, Tafel 41, Fig. 3a), mit der die Probe sonst natürlich nichts zu tun hat. Bei den vier folgenden Proben entspricht die Blattspitze der Zeichnung für Encalypta vulgaris var. apiculata bei Roth (1904, Tafel 41, Fig. 4a): MV: 2549/1 Böschung am Feldweg zwischen Wilsickow und Werbelow, mergelreicher Sand, mit Encalypta vulgaris, Acaulon triquetrum, Pterygoneuron ovatum, Phascum curvicolle, 40 m NN, 12.04.2003, leg. S. Rätzel, det. LM. BB: 3553/3 Odertalhang S Lebus, ostexponierter Halbtrockenrasen, 18.01.2004, S. Rätzel (!); weitere Funde: 3051/1 und 3552/2, S. Rätzel (!). BY: 8432/1 NW Graswang, Südfuß des Sonnenberges unterhalb der Sölleswand, 880 m, 26.05.1974, R. Lotto (!); 8444/1 Nationalpark Berchtesgaden, Krautkasergraben am Weidbach, mit Encalypta streptocarpa, Scapania calcicola, Myurella julacea und weiteren Kalkmoosen, ca. 1200 m, 27.10.1988, U. Beyerlein (!).
Habitat/Ökologie (Meinunger & Schröder 2007) Encalypta vulgaris und die nachfolgend behandelten Vertreter des Encalypta rhaptocarpa-Komplexes sind durch heteropolare Sporen mit großen, halbkugeligen Warzen auf der distalen Seite gut gegenüber allen übrigen Arten der Gattung abgegrenzt. Bei E. vulgaris läuft die Rippe niemals in ein langes, gelbliches oder hyalines Glashaar aus, und die Sporen sind im Mittel deutlich kleiner als in der E. rhaptocarpa-Gruppe. Obwohl die Art damit gut abgegrenzt ist, ist sie im Gebiet morphologisch nicht einheitlich. In der weitaus häufigsten Normalform sind die Blätter an der Spitze abgerundet oder stumpflich gespitzt mit vor der Spitze endender Rippe entsprechend der Darstellung in Nyholm (1998) und Nebel & Philippi (2000). Auch Mogensen (2001) schreibt: „Encalypta vulgaris s. str. is characterized by ... leaves with obtuse apices”. In seltenen Fällen gibt es jedoch Formen mit stachelspitzig austretender Rippe (var. apiculata), auf die weiter unten näher eingegangen wird. Meist lockere Rasen auf kalkhaltiger Erde an lichten, offenen, flachgründigen Stellen. An feuchteren Stellen können sich gelegentlich dichtere, bis 4 cm hohe Polster ausbilden. Kennzeichnende Art des Verbandes Grimaldion fragrantis, hier regelmäßig im Weisietum crispatae, Astometum crispi und Barbuletum convolutae. Soziologische Angaben bei Neumayr (1971); Marstaller (1980; 1986b; 1992; 2000b; 2002b); Ahrens (1992); Nebel & Philippi (2000).
Verbreitung (Meinunger & Schröder 2007) Vom Tiefland bis in die alpine Stufe, bis 2600 m. Hauptverbreitung in den Kalkgebieten. In Silikatgebieten weitgehend fehlend, hier nur gelegentlich an natürlich halboffenen Felsköpfen mit reicher, neutrophiler Flora sowie alten Mauern, meist an Burgen. Norddeutschland: Hauptverbreitung in den Trockengebieten an der Oder, zerstreut in der Umgebung von Berlin sowie in MV und Ostholstein, weiter westlich nur einzelne, unbestätigte, alte Angaben: F. Koppe (1964); N. Jensen (1952); Frahm & Walsemann (1973); Dengler et al. (2004). Mittel- und Süddeutschland: In allen Kalkgebieten, besonders in wärmeren Gegenden verbreitet. Vom Osnabrücker Hügelland im Nordwesten, Koperski (1998), durch das westfälische Bergland, Weserbergland, das mitteldeutsche Trockengebiet und die mitteldeutschen, badischen und nordbayerischen Muschelkalkgebiete verbreitet. Häufig im gesamten Jura, vom Obermain bis zur Schweizer Grenze. Weitere Verbreitungsschwerpunkte in der Eifel, im Nahebergland sowie in den Durchbruchstälern von der Ahr, Mosel und Lahn. An Ober- und Mittelrhein vor allem in den Weinbaugebieten auf Löß. In Sachsen hauptsächlich auf Löß im Elbhügelland und in der Lausitz. Im Alpenvorland ziemlich selten, hier wohl stark zurückgegangen. In den Alpen zerstreut, vor allem an wärmebegünstigten, südexponierten Kalkfelshängen, z. B. 8443/12 Wimbachschloß mit Weissia fallax, 900 m, U. Beyerlein (!); 8432/1 Südseite des Brunnberg, Kieselkalk, 1180 m, R. Lotto (!); 8544/1 auf der Wasseralm, 1420 m, U. Beyerlein (!); 8242/3 Rauschenberg-Gipfel, 1640 m (!!); 8543/22, Gipfel des Funtenseetauern, 2578 m, U. Beyerlein (!); 8531/4 Zugspitzplatt, mit Bryum pallens und Tayloria serrata, 2600 m (!!).
Bestand und Gefährdung (Meinunger & Schröder 2007) Die auf offenes Gelände angewiesene Art wurde in der Vergangenheit durch extensive Wirtschaftsformen in der Grünlandnutzung gefördert. Heute sind solche Stellen entweder in intensive Nutzung überführt oder ganz aufgelassen, was zu rascher Verbuschung führt. In beiden Fällen kann sich die Art nicht halten, sie ist daher im Gebiet als zurückgehend und gefährdet einzustufen: RL 3.