Habitat/Ökologie (Meinunger & Schröder 2007) Obwohl bereits Limpricht (1895), Loeske (1903) und Warnstorf (1906) Polytrichum perigoniale als eigenständige Art führen, wurde sie in der nachfolgenden Literatur bis heute zu einer Varietät von P. commune degradiert und, wie immer in solchen Fällen, kaum noch beachtet. Erst in neuester Zeit haben Schriebl (1991), Caspari et al. (2000) und Schoepe in Nebel & Philippi (2000) wieder auf ihre Eigenständigkeit hingewiesen, wobei besonders in letzterer Arbeit die Unterschiede gegen Polytrichum commune klar herausgearbeitet wurden. Wir können diese Darstellungen bestätigen. Polytrichum perigoniale wächst auf kalkfreien, feuchten bis mäßig trockenen Lehm- und Sandböden, daneben auch auf trockenen Torfböden in Zwergstrauchheiden und Mooren. Besiedelt werden vor allem Sand- und Kiesgruben, hier meist mit Riccardia- und Fossombronia-Arten, in den Mittelgebirgen hauptsächlich nicht gekalkte Waldwege. Polytrichum perigoniale fo. swartzii (P. swartzii Hartm.) Die Darstellungen von Polytrichum swartzii in der Literatur sind in vieler Hinsicht verworren und unklar. Schriebl (1991: 465) beschreibt sie nach Typusmaterial. Zusätzlich standen drei weitere Proben aus JE zur Verfügung: A) Finnland, Isthmus kareliensis par. Sakkola in pratis paludosis, 23.06.1897, Harald Lindberg. B) Finnland, Savonia borealis, Järvikylä, auf dem sumpfigen Rande eines kleinen Sees, 03.08.1902, H. Lindberg = E. Bauer, Musci europ. exs. Nr. 488 C) Schweden, Nerike, Längsbo, Carlslund an Waldsümpfen, 23.06.1910, Ernst Adlerz = E. Bauer, Musci europ. exs. Nr. 1200. Die drei Proben stehen unter sich und mit der Beschreibung und Abbildung bei Schriebl in guter Übereinstimmung. Die Endzellen der Blattlamellen zeigen wie bei Polytrichum perigoniale eine sehr unterschiedliche Form: leicht eingedellt, teilweise flaschenförmig, vielfach aber auch elliptisch oder rundlich. Die Darstellung bei Schriebl (1991: 490) „immer gleiches Aussehen“ ist jedenfalls nicht allgemein gültig und im Bild 5 (Schriebl 1991: 501, Tafel 2) ist dies zumindest andeutungsweise auch zu sehen. Bereits Warnstorf (1906) und Nyholm (1981) weisen darauf hin, dass Polytrichum swartzii dem P. perigoniale sehr nahe steht. Der Hauptunterschied besteht in den kürzeren Blättern und dem Vorkommen auf sehr nassen Moorstandorten. Die sonst in der Literatur genannten Merkmale Wurzelfilz, Blattzähnung sowie Länge des Schnabels des Kapseldeckels sind dagegen unbrauchbar. Nach eigenen Beobachtungen bildet auch P. formosum an sehr nassen Standorten kurzblättrige Formen aus. Wir halten Polytrichum swartzii für eine Ökoform von P. perigoniale an ständig nassen Stellen ohne Artwert. – Zusätzliche Verwirrung ist dadurch entstanden, dass P. commune var. nigrescens bei Warnstorf (1906: 1105) von späteren Autoren mit P. swartzii vereinigt wurde, z. B. Gams (1957); Poelt (1958); Düll & Meinunger (1989). Wir konnten aus JE fünf Proben dieser „var. nigrescens“, von Berlin-Spandau und Cladow untersuchen. Sie gehören alle einheitlich und klar zu P. perigoniale im hier gebrauchten Sinne: die Blätter sind 7–10 mm lang, und der Standort sowie die Blattquerschnitte für P. perigoniale typisch. Auch wenn die folgenden, von uns untersuchten Proben der hier gegebenen Beschreibung von Polytrichum swartzii entsprechen, scheinen sie uns nur Ökoformen von P. perigoniale auf nassen Standorten zu sein: TH: 5534/4 Teich südlich vom Mühlberg SW Brennersgrün, mit Calliergon stramineum, 620 m, c. spor., 14.07.1990, LM. Die Endzellen der Blattlamellen sind fast über die ganze Blattbreite gleichförmig und leicht eingedellt und entsprechen genau der Darstellung bei Schriebl (1991). BY: 8235/2 Ellbacher Moor bei Tölz, 700 m, 1910, Hammerschmid, steriles Belegmaterial sahen wir in der Sammlung Flora exs. Bavarica Nr. 749 (REG). Drei weitere, ebenfalls sterile Proben in M (!) von der gleichen Lokalität gehören jedoch zu P. formosum, ebenfalls in einer kurzblättrigen Form. Zu folgenden Angaben sahen wir kein Herbarmaterial: HE: 5525/2 Rotes Moor, Ludwig & May in Düll & Meinunger (1989). BY: 6740/4 Neubäuer Weiher, in reich entwickeltem Rhynchosporetum mit viel Drosera intermedia, 380 m, Poelt (1958), ein Beleg fehlt heute in M. Vermutlich wurde er revidiert und an anderer Stelle eingeordnet.
Verbreitung (Meinunger & Schröder 2007) Die Verbreitung muss noch genau ermittelt werden, sie ist in der vorliegenden Karte nur sehr unvollständig erfasst, da die Art auch von uns erst in jüngster Zeit beachtet wurde. Insbesondere in den Silikatmittelgebirgen ist sie mit Sicherheit viel häufiger als angegeben.
Bestand und Gefährdung (Meinunger & Schröder 2007) Die Art ist sehr ausbreitungsfreudig und besiedelt insbesondere geeignete Sekundärstandorte sehr rasch. In höheren Lagen des Thüringer Schiefergebirges z. B. findet sie sich meist gemeinsam mit Oligotrichum hercynicum an neu angelegten Forstwegen oft in Massenbeständen. Die Art dürfte im Gebiet gegenwärtig ungefährdet sein.