Habitat/Ökologie (Meinunger & Schröder 2007) In lockeren Rasen, etwas kleiner als Tortula muralis, der die Art ansonsten recht ähnlich ist. Wichtige Unterscheidungsmerkmale sind der hohe Tubus des Peristoms sowie Papillen auf der Rückseite der Rippe, weitere Bestimmungshinweise Häusler (1984) und Nebel & Philippi (2000). Wärmeliebende Art auf etwas lehmiger, verfestigter Erde über Silikatfelsköpfen an offenen, sonnigen, sich stark erwärmenden Stellen. Kein eigentlicher Felshafter wie Tortula muralis, Kalk- und kalkhaltige Lößgebiete werden streng gemieden, im Gebiet vor allem auf Schiefer. Weitere Angaben zur Ökologie: Häusler (1984); Nebel & Philippi (2000); eine soziologische Aufnahme bringt Werner (1993).
Verbreitung (Meinunger & Schröder 2007) Hauptverbreitung wie bei Tortula inermis und T. atrovirens in der Rheinpfalz, sonst nur an wenigen Sonderstandorten. Während die kalkliebende T. inermis andere Wuchsstellen besetzt, sind die Areale von T. canescens und T. atrovirens sehr ähnlich. Beide wachsen auch oft gemeinsam, insgesamt ist T. canescens jedoch wesentlich seltener als T. atrovirens: NB: 4028/3 An mit Erde überzogenen Schieferwänden bei Goslar, leg. E. Hampe um 1840, Loeske (1903); Häusler (1984). NW: Im Anschluss an das rheinpfälzische Areal noch zwei alte Fundstellen am Rhein, von Dreesen gesammelt: 5208/3 in einem Hohlweg zwischen Endenich und dem Kreuzberg bei Bonn; 5309/1 Siebengebirge zwischen Dollendorf und Königswinter, Feld (1958); Häusler (1984). HE: Isolierte Fundstelle: 4820/1 sonnige, heiße Schieferwand bei Hemfurth an der Eder, 1897, C. Grebe, Häusler (1984). – Zerstreut im unteren Lahntal und am Rhein: Häusler (1984); Klemenz (1990). Neuere Nachweise: 5613/3 Lahntal O Obernhof, erdbedeckter Schieferfelsen an der Straße, 31.03.1994 (!!); 5714/3 Schieferfelsen an der Straße im Aartal SO Laufenselden, 30.03.1994 (!!). TH: 5334/4 Südfuß des Zimmerberges N Eichicht, Meinunger (1992). Die Art wurde hier erstmalig am 16.03.1974 in geringer Menge mit austreibenden Sporogonen gefunden. Der Standort wurde in den vergangenen 30 Jahren regelmäßig kontrolliert, erst am 27.02.1999 wurde sie mit gut entwickelten Sporogonen wieder nachgewiesen, in der Nähe standen Tortula atrovirens und Phascum leptophyllum. Seither hat sie sich noch nicht wieder gezeigt. Sie wächst ausschließlich an steilen Abrisswänden mit frischer Erde entlang der Böschungen neben der Straße und einer stillgelegten Bahnlinie, und zwar auf kleinen, herausragenden Felsköpfen, die ein Abrutschen der Erde verhindern. An den darüber liegenden stabilisierten Felsen ist die Erde stark versauert, hier bestimmen Coscinodon cribrosus, Polytrichum piliferum und Ceratodon purpureus das Bild, Tortula canescens und ihre Begleiter fehlen dort vollständig. Obwohl die Art ausschließlich an im Sommer trockenheißen Stellen vorkommt, scheint sie während der Entwicklungsphase im Winter ein bestimmtes Maß an Feuchtigkeit zu benötigen, offenbar kommt sie nur in Jahren mit für sie günstigem Witterungsverlauf zur Entwicklung. RP, SL: Hauptverbreitung in den Durchbruchstälern von Rhein, Mosel, Lahn und Nahe, sonst sehr selten. Literaturangaben: Klemenz (1990); Werner (1989; 1993; 1998); Düll (1995); Frahm (2001); Caspari (2004); Caspari et al. (2000); Lindenberg & Frahm (2002); Oesau (2002a); 6106/4 Weinbergsmauer am Rodenberg N Ensch, 24.03.2000, LM; Lauer (2005); A. Solga (in litt.); M. Reimann (in litt.). BW: 8013/1 Straßenanschnitt zwischen Oberau und Ebnet, dünne Erdauflage über Gneisfelsen, Caspari & Lüth in Nebel & Philippi (2000).
Bestand und Gefährdung (Meinunger & Schröder 2007) Die Bestände sind immer nur klein, außerdem unterliegen die Populationsgrößen jahrweisen Schwankungen, Tortula canescens kann oft jahrelang ganz ausbleiben. Die allermeisten Standorte, Straßenböschungen und Weinbergsanlagen, sind etwas anthropogen beeinflusst. Auch an den seit über 100 Jahren verschollenen, isolierten Fundstellen bei Goslar und an der Eder erscheinen Neubestätigungen denkbar, diesbezügliche Untersuchungen müssen allerdings kontinuierlich über Jahre erfolgen: RL R.